Beitrag der Kastell-Realschule zum Volkstrauertag, 2022: „Stimmen des Gedenkens“

Beim diesjährigen Volkstrauertag im Dietrich-Bonhoeffer-Haus waren Schülerinnen und Schüler der Kastell-Realschule mit vier Beiträgen beteiligt:

  • Eröffnet wurde die Veranstaltung von Daria A. mit einem ukrainischen Volkslied. Begleitet wurde sie von Andreas Krahn.
  • “Garten der Namen” (Thomas Kärst).
  • Auszüge aus dem Leben von Soldatinnen „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ (Swetlana Alexijewitschi).
  • Als ich erfuhr, dass der Friede erklärt wurde (Argentina Daley).

Im Folgenden zwei Auszüge aus den Texten:

Klawdija Grigorjewna Krochina, Oberfeldwebel, Scharfschützin
“Ich liege nachts im Unterstand. Ich schlafe nicht. Irgendwo dröhnt Artillerie … Es wird geschossen … Ich habe geschworen, habe den Soldateneid geschworen, wenn nötig, mein Leben zu geben, aber ich möchte nicht sterben … Selbst wenn man von dort lebendig zurückkommt, wird die Seele krank. [….] Das tut sehr weh. Wir sind ja blutjung an die Front gegangen. Als ganz junge Mädchen. Ich bin im Krieg sogar noch gewachsen. Meine Mutter hat mich zu Hause gemessen … Ich bin zehn Zentimeter gewachsen …”

Maria Iwanowna Morosowa (Iwanuschkina), Gefreite, Scharfschützen
“[…] Als der Krieg begann, war ich knapp achtzehn. Ich hatte ellenlange Zöpfe, bis zu den Kniekehlen. Niemand glaubte, dass der Krieg lange dauern würde, alle rechneten damit, dass er jeden Moment zu Ende wäre. Dass wir den Feind vertreiben würden. […] Bald kam der Aufruf vom Zentralkomitee des Komsomol zur Verteidigung der Heimat, denn der Feind stand schon vor Moskau. Was, die Deutschen wollten Moskau besetzen? Das lassen wir nicht zu! Ich war nicht die Einzige, alle Mädchen erklärten, sie wollten an die Front. […] Wir kamen ins Wehrkomitee, da wurden wir gleich zu einer Tür reingeführt, zu einer anderen wieder raus: Ich hatte mir so einen schönen Zopf geflochten … Raus kam ich schon ohne. […] Wohin die Fahrt ging? Dass wussten wir nicht. Es war uns eigentlich auch nicht wichtig, als was wir eingesetzt werden sollten. Hauptsache, an die Front. Alle kämpften, und das wollten wir auch.”

Der Vortrag der Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Frau Köhler war beeindruckend und machte deutlich, warum wir bis zum heutigen Tag den Toten der Weltkriege gedenken.

Sehr ergreifend war das ukrainische Volkslied, das eine Schülerin mit Begleitung ihres Musiklehrers Andreas Krahn zu Beginn der Veranstaltung vortrug. Daria A. musste mit ihrer Familie aus den ukrainischen Kriegsgebieten fliehen. Seit einigen Monaten ist die Familie in Welzheim, wo sie zumindest eine vorübergehende Heimat gefunden hat.

Bürgermeister Thomas Bernlöhr ging in seiner Rede auf das aktuelle Geschehen im ukrainischen Kriegsgebiet ein. Deutlich wurde, wie nahe der Krieg an Mitteleuropa ist und welche Auswirkung diese kriegerische Auseinandersetzung auch auf Deutschland hat. Ein Grund mehr, nicht nur den Toten der beiden Weltkriege zu gedenken, sondern auch den gefallenen Soldaten aller kriegerischen Auseinandersetzungen in der Hoffnung, eines Tages saegn zu können “Nie wieder Krieg”.